Haus Emmaus erhält 3,8 Millionen Euro teuren Anbau / Eröffnung ist für Frühjahr 2021 geplant

Die Gesellschafter der Hospiz Mittelhessen gGmbH haben den ersten Spatenstich vollzogen: Für 3,8 Millionen Euro erhält Haus Emmaus in der Spilburg einen Anbau. Damit wird das erste Tageshospiz in Hessen entstehen mit Tagesbetreuungsangeboten für schwerstkranke Menschen. Der Baustart ist für Herbst geplant, die Fertigstellung für das Frühjahr 2021.

Nach Tagesbetreuungsmöglichkeiten fragten Angehörige immer häufiger, hieß es. Die Familien möchten den Patienten gerne zu Hause belassen, wären aber werktags während der Arbeitszeiten beruhigter, den Kranken in professioneller und ärztlich überwachter Umgebung zu wissen. Das Tageshospiz soll die Betreuung von schwerkranken und sterbenden Menschen in vertrauter Umgebung unterstützen und pflegende Angehörige entlasten – durch professionelle palliativpflegerische und palliativmedizinische Betreuung.

Pflegende Angehörige sollen künftig die Möglichkeit haben, den Kranken an unterschiedlichen Tagen in das Tageshospiz zu bringen. Vier Plätze werden zur Verfügung stehen.

Mehr Platz für das Projekt „Charly & Lotte“
Mehr Platz im neuen Anbau wird das Projekt „Charly & Lotte Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche” finden. „Charly & Lotte“ ist in den vergangenen Jahren ständig gewachsen, die bisherigen Räume reichen nicht mehr aus. Durch den Anbau können momentan in einem Nachbarhaus angemietete Räume in ein Gebäude integriert werden, sodass alle Haus-Emmaus-Angebote unter einem Dach vereint sind. Darüber hinaus entstehen zwei neue Betten, dann stehen zehn stationäre Gästezimmer in Haus Emmaus zur Verfügung.
Zum Spatenstich begrüßte Geschäftsführerin Monika Stumpf neben den Gesellschaftern mit dem Vorsitzenden Dr. Norbert Köneke die Architekten Wolfgang und Matthias Müller vom Architekturbüro Keul und Müller, Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) und viele weitere Gäste. Vom ersten Gedanken bis zu diesem Tag habe es lange gedauert. Umso größer sei nun die Freude, sagte Stumpf. Ein erstes Treffen mit Planern hatte im April 2016 stattgefunden. Viele weitere Termine folgten. Dem denkmalgeschützten Gebäude B der ehemaligen Spilburg-Kaserne, das 1914 im Heimatstil fertiggestellt wurde, wird ein fächerförmiger Anbau auf der unteren Geschossebene entlang des Terrassenhügels angefügt. Im Erdgeschoss bleibt die Dachterrasse erhalten und soll durch einen reduzierten aufgesetzten Baukörper mit einem verglasten Verbindungsgang erweitert werden. Auf der Grundebene befinden sich fünf Gästezimmer mit den erforderlichen Nebenräumen. Die Räume des Tageshospizes werden im Erdgeschoss des Bestandsgebäudes entstehen.

Der zweite ehrenamtliche Geschäftsführer Richard Kreutzer berichtete über die Entwicklung von Haus Emmaus: „Wir feiern das dritte historische Ereignis im Hospiz, bei der Gründung vor 15 Jahren war das Haus Emmaus für viele noch unvorstellbar.“ Zweiter Meilenstein sei der Kauf des Anwesens in der Spilburg gewesen, nun stehe der Erweiterungsbau an. Kreutzer dankte allen Beteiligten, die mit großem Engagement hinter der Hospizarbeit stehen würden: „Ohne Menschen wie Monika Stumpf, Stephanie Wagner, Helga Crass und den Förderkreis Hospiz Mittelhessen mit seinem Vorsitzenden Professor Günther Brobmann wäre Haus Emmaus undenkbar.“

Zusätzliche Spenden in Höhe von 300 000 Euro nötig
Zu den jährlich für den laufenden Betrieb benötigten Spenden in Höhe von 200 000 Euro würden zusätzliche 300 000 Euro an Spenden für den Anbau benötigt, so Stumpf: “Durch die Einsparung der Miete für das Nachbargebäude und die unermüdliche Spendenbereitschaft der Bevölkerung sehen wir aber voller Zuversicht in die Zukunft.“ Als Kurator für Haus Emmaus sagte Manfred Wagner, das Hospiz sei aus Wetzlar nicht mehr wegzudenken. Den Erweiterungsbau bezeichnete er als „Signal und Schritt in die richtige Richtung“.

15 Jahre Emmaus
Das Hospiz Haus Emmaus feiert in diesem Jahr 15. Geburtstag. Mehr als 1600 schwerstkranke Menschen wurden dort bis heute auf dem letzten Lebensabschnitt begleitet. Dem gegenüber stehen mehr als 3500 Menschen, die für eine Aufnahme angefragt haben. Die große Nachfrage war Anlass für den Erweiterungsbau, der bis zum Frühjahr 2021 fertiggestellt sein soll. (Heike Pöllmitz)

Wetzlarer Neue Zeitung, 31.08.2019, S.9