Gunter Lutzi wandert zu Hessens Hospizen und macht Station im Haus Emmaus

Von Heike Pöllmitz

Gunter Lutzi aus Biblis ist derzeit unterwegs unter dem Motto „Hospiz bewegt“ auf Spendentour für die Hospizbewegung in Hessen. Er möchte zum einen die Öffentlichkeit auf die wichtige und wertvolle Arbeit aufmerksam machen und zum anderen Spenden für die Einrichtungen sammeln, weil die Gelder durch Corona größtenteils ausblieben.

Am 27. Juni in Bensheim gestartet, machte der 64-jährige ehrenamtliche Hospizhelfer am Sonntag auch in Wetzlar Station. Das Haus Emmaus ist eines der 23 stationären Hospize, die Lutzi auf seiner 800 Kilometer langen Strecke besucht.

Begleitet von Fernsehsendern, sozialen Medien und manchem Gleichgesinnten wird nicht nur gewandert – bei mehr als 30 Kilometern am Tag kommt auch schon mal das Fahrrad oder ein Oldtimer zum Einsatz. Am Sonntag war es ein Boot der DLRG, das den sportlichen Pensionär an der Solmser Schleuse abholte, um ihn nach Wetzlar zur Bachweide zu bringen, wo ihn Geschäftsführerin Monika Stumpf und Pflegedienstleiterin Stephanie Wagner abholten – allerdings klatschnass, denn das Unwetter machte den geplanten Ablauf zunichte.

Der 64-Jährige musste im Haus Emmaus erst mal „getrocknet werden“. Danach berichtete er bei Kaffee und Kuchen im Wohnzimmer des Tageshospizes von seiner bisherigen Reise und was ihn antreibt. „Ich bin einfach nur geflasht vom herzlichen Empfang überall, von der liebevollen, behaglichen, eben ganz besonderen Atmosphäre der Hospize und natürlich von den besonderen Menschen, die in dieser Aufgabe aufgehen“, schwärmt Lutzi, der in Bensheim zwei Mal pro Woche ehrenamtlich im Hospiz arbeitet – am Liebsten als Erfüller letzter Wünsche. Deshalb möchte er mit seiner Tour auch die Arbeit des Pflegepersonals würdigen: „Die machen einen tollen Job!“

„Unterwegs verteile ich Flyer über Hospizarbeit und es gibt Menschen, die damit überhaupt nichts zu tun haben wollen“, erzählt er weiter. Berührungsängste abzubauen, ist deshalb sein Ziel. Deshalb spricht er auch jeden Abend seine Erlebnisse als Sprachnachricht in sein Handy – für einen Blog.

Im Hospiz darf man auch fröhlich sein: Stephanie Wagner (v.l.), Monika Stumpf, Gunter Lutzi und Anna Storbakken möchten gerne Berührungsängste nehmen (Foto: Heike Pöllmitz)

„Toll, dass du dir das alles zutraust“, findet Carmen Storbakken, deren Schwerpunkt bei Charly & Lotte, der Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche, liegt. „Wenn ich vorher gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich es mir vielleicht noch überlegt“, scherzt Gunter Lutzi, der ein bisschen Bammel vor dem 12. Juli hat, wenn er bei ARD live interviewt wird.

Doch sein Ziel ist alles Lampenfieber wert. „Ich finde, das Netzwerk zwischen den stationären Hospizen in Hessen sollte größer werden, um mehr bewirken zu können“, sagt Lutzi. Bei den tollen Gesprächen mit seinen Begleitern wie Tri-Athlet Jörg Hens, Extremsportler Thorsten Hoyer oder Radiomoderator Werner Reinke, sind auch schon neue Aktions-Ideen entstanden.

 

Wetzlarer Neue Zeitung, 07. Juli 2021, Seite 10