Förderkreis organisiert materielle und ideelle Hilfe für das Haus Emmaus in Wetzlar
Von Anna-Lena Fischer

„Wir möchten das Hospiz als Einrichtung der Öffentlichkeit näher bringen und vermitteln, dass es hier eben nicht um Sterbehilfe, sondern um aktive Lebenshilfe und Sterbebegleitung geht“, sagt Günther Brobmann, Vorsitzender des Förderkreises des Haus Emmaus.

Es sei immer ein heikles Thema für viele Menschen, sich mit einem Hospiz als Pflegeeinrichtung auseinanderzusetzen, fügt Brobmann hinzu. „Schließlich geht es dabei mitunter um die letzte Lebensphase eines kranken Menschen und demzufolge eben auch um Verlust und Trauerbewältigung für Angehörige – das sind hochemotionale Dinge“, sagt der pensionierte Chirurg.

Der Förderkreis arbeitet seit nunmehr 15 Jahren mit Aktionen rund um das Hospiz daran, dieses sensible Thema in die städtische Gesellschaft und das öffentliche Leben in Wetzlar und der Umgebung zu integrieren.

Was im Mai 2004 mit knapp 45 Mitgliedern begann, ist inzwischen zu einer Vereinigung von 430 Menschen geworden. Hinzu kommt das Kuratorium als weiteres Gremium mit Werner Scherer als erstem Vorsitzenden, bestehend aus 25 Personen des gesellschaftlichen Lebens in Wetzlar. Unterstützt wird der Förderkreis ebenfalls tatkräftig von zahlreichen Service-Clubs der Region. Der stetige Mitgliederzuwachs des Förderkreises verdeutlicht, dass sich immer mehr Menschen für das Hospiz einsetzen. Das Haus Emmaus gehört auf diese Weise heute längst zum städtischen Leben dazu: Benefizveranstaltungen, Spendenaufrufe und viele weitere Aktionen wecken regelmäßig das Interesse der Bürger.

Auf die Thematik aufmerksam machen, darum geht es den Mitgliedern des Fördervereins in erster Linie, und genau das gelingt Schritt für Schritt immer besser, wie Monika Stumpf, Geschäftsführerin im Haus Emmaus rekapituliert: „Die palliativmedizinische und -pflegerische Begleitung in unserem Haus wird heute von Menschen mit ganz unterschiedlichen Erkrankungen wahrgenommen.“

Vor allem auch durch etablierte Maßnahmen der Trauerbewältigung zeichnet sich das Haus Emmaus aus.

Es sind eben oftmals die Akteure und die Helfer hinter den Kulissen, die eine gemeinnützige Organisation wie das Hospiz Mittelhessen zu einem ganz großen Teil mit tragen. Doch neben dem ideellen Wert, den der Förderkreis vertritt, geht es bei seiner Arbeit stets verstärkt darum, das Hospiz finanziell zu unterstützen. Mit den Spenden wird zum einen die Qualität der Gästeversorgung gesichert, zum anderen werden damit außerplanmäßige Anschaffungen wie beispielsweise ein neues Vordach oder neue Möbeln finanziert. Der Förderkreis meistert diese finanzielle Herausforderung einerseits durch fixe Mitgliedsbeiträge, auf diese Weise kommen jährlich etwa 30 000 bis 35 000 Euro zusammen. Durch Benefiz-Veranstaltungen und Spendenaktionen wird der Rest gesammelt. Zudem gibt es Großspender und ab und an einen Nachlass zugunsten des Hauses.

Bislang rein durch Spenden finanziert wird die Trauerbegleitungsinitiative „Charly & Lotte“ für Kinder und Jugendliche. Im Gespräch zwischen den Mitgliedern des Förderkreises und der Bundestagsabgeordneten Dagmar Schmidt (SPD) hebt die Politikerin hervor, dass sich „durch das neue Hospiz- und Palliativgesetz vieles zum Positiven verändert hat.“

Kassen sollten mehr für„Charly & Lotte“ tun
Zum Beispiel sei der Eigenanteil für die Gäste weggefallen, jedoch sei es wünschenswert, so Schmidt, dass auch „Charly & Lotte“ im Rahmen des Präventionsgesetzes durch die Krankenkassen gefördert werde. Bislang fällt die Organisiation nämlich nicht ins Raster. Eine Vollfinanzierung der Hospizarbeit würden die Gesprächsbeteiligten allerdings weitestgehend ablehnen. Bestünde doch hier die Gefahr, dass sich die Hospizarbeit vom bürgerlichen Engagement zu einem reinen Wirtschaftsunternehmen entwickeln könnte, so Brobmann, Scherer und Stumpf sinngemäß. Die Hürde, jedes Jahr aufs Neue Gelder zu sammeln, meistern die Mitglieder des Förderkreises gerne. Monika Stumpf und Günther Brobmann sind als Urgesteine des Hauses Emmaus seit Gründung des Vereins im Mai 2004 mit dabei und sie wissen, dass die Spendenaktionen wichtig sind, um an die Gesellschaft heranzutreten. Gerade Großaktionen wie beispielsweise „Helft uns helfen“ in Zusammenarbeit mit dieser Zeitung haben eine große Reichweite.

Die Arbeit des Förderkreises zeichnet sich durch vielfältige Angebote aus, zum Beispiel durch das Herausgeben des Magazins „Hospiz-Journal“, das einmal jährlich über Neuheiten im Haus Emmaus
informiert und darüber hinaus spannende Einblicke in die Arbeit des Förderkreises gewährleistet, die somit transparent bleibt und für alle Interessierten zugänglich ist.

Ebenfalls findet einmal im Jahr das sogenannte „Hospiz-Forum“ statt. „Dabei gastieren Fachleute bei uns und diskutieren über das Hospiz- und Palliativwesen“, erläutert Werner Scherer. Ein reger Ideenaustausch und das Organisieren von solchen und weiteren Veranstaltungen zeichnet die Förderer aus und nimmt den Großteil der Zeit während der regelmäßigen Sitzungen ein. Aktionen werden ausgetüftelt, um weitere Fürsprecher zu gewinnen. Monika Stumpf verrät, dass der Förderverein ehrgeizig auf die magische Mitgliederzahl von 500 Menschen hinarbeitet, denn je mehr Hände mit anpacken, desto mehr lässt sich gemeinsam Gutes bewegen.

Wetzlarer Neue Zeitung, 19. November 2019, Seite 9